Von Eva und Eugen Holtkamp, Seniorenbeirat für die Grünen Waltrop
Danach folgte eine Einführung durch Josef Schneider im Yahoo gegenüber dem Rathaus (früher Hauptquartier der Nazis, das "Braune Haus") zum Thema "Wie auch Waltrop 'judenfrei' wurde". Anschließend gab es eine Führung durch die Stadt zu ehemaligen NS-Gebäuden auf der Hochstraße und zu Häusern, die Juden gehört hatten. Besonders die Menschen, Häuser und Friedhöfe der jüdischen Familien wurden thematisiert.
• Louis und Ida Spanier, ein Ehepaar mit einem Sohn und Schwägerin Bertha Rosenthal, hatten ein Textilwarengeschäft Ecke Hochstraße/Schützenstraße. Sie waren 1938 die letzten jüdischen
Bürger in Waltrop. In der Pogrom-Nacht am 10. November 1938 wurden sie überfallen, misshandelt und in "Schutzhaft" genommen und mit der Auflage entlassen, Waltrop zu
verlassen. Das Haus musste verkauft werden. Louis zog nach Dortmund und ist kurze Zeit später verstorben. Sein Sohn Eduard konnte 1941 nach New York entkommen. Bertha Rosenthal kam
bei ihrer Schwester in Hannover unter. Sie wurden beide später nach Auschwitz deportiert und kamen dort ums Leben.
• Josef Rosenthal und danach sein Sohn Wilhelm waren Besitzer des erstklassigen Textilkaufhauses an der Kreuzung Dortmunder Straße/Am Moselbach (später Sebbel). Die Familie mit Frau Mita
und Sohn Wilhelm war hoch angesehen und sehr sozial eingestellt. Willi war Kriegsheld des 1. Weltkriegs, aktiver Sportler, Sponsor und 2. Vorsitzender des VfB. 1935/1938 erfolgte die
Geschäftsübergabe zum Schleuderpreis an Sebbel und die Ausreise der Familie nach Holland, für die sie 46.000 RM Reichsfluchtsteuer bezahlen mussten. Willi starb nach 1945 an den
Entbehrungen des Versteckens - ähnlich wie Anne Franks Schicksal.
• Kaufhaus Stern und Baum, Jakob (+1938) und Martha Baum mit 3 Söhnen Werner, Helmut, Günter - Rösterstraße 2 (später Bonhoff), 1936 zwangsversteigert. Den Söhnen gelang es 1939, nach Dänemark/Schweden/Israel zu entkommen. Die Mutter verzog 1938 nach Dortmund zu ihrer Schwester und ist 1942 mit einem Sammeltransport nach Polen in ein Vernichtungslager gebracht worden.
• Der polnische Dentist Leo Rosenblum und seine Frau, Dortmunder Straße 54, fielen einer verleumderischen Hetzkampagne zum Opfer. 1933 ist Rosenblum nach Dortmund verzogen und dort
1939 verhaftet und 1942 in Bernburg durch Gas erstickt worden. Seine Ehefrau Bertha kam 1943 im KZ Auschwitz um. Sein Haus wurde 1940 von der Gestapo beschlagnahmt und unter Wert an die Schwester
des Dentisten Paul Neck verkauft.
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Dr. Franz-Josef Wittstamm (Samstag, 05 Juni 2021 14:13)
Eine schöne Zusammenstellung.
Ich möchte Sie bitten, den Nazi-Jargon "vergast" in Ihrem Bericht gegen "durch Gas erstickt" oder ermordet zu ersetzen.
Danke
Dr. Franz-Josef Wittstamm
fjwittstamm@gmx.de